Page 53 - Wehrtechnik 01/2017
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Stefan Nitschke
Auf Kurs – Fregatte BADEN-WÜRTTEMBERG
Robust, reaktionsschnell, flexibel und eskalationsfähig – das sind nur
einige Attribute der neuen Fregatte BADEN-WÜRTTEMBERG, die noch
in diesem Sommer an den Auftraggeber, das Bundesamt für Ausrüstung,
Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), über-
geben werden soll. wt berichtet exklusiv vom Medientag auf dem
Typschiff, das am 12. Januar mit ihrer Fahrmannschaft, Repräsentanten
der Rüstungsadministration und der Bauwerften thyssenkrupp Marine
Systems und Fr. Lürssen Werft sowie Medienvertretern am frühen
Morgen von Cuxhaven aus für eine hoch dynamische Präsentation in See
stach. Zwei Kernaussagen der Abteilung See beim BAAINBw vorweg:
„Das vier Fregatten umfassende Bauvorhaben F125 befindet sich weit-
gehend im Kostenrahmen und ist terminlich stabil.“
„Die Sicherstellung der Übergabetermine der Landanlagen und vier
Schiffe an die Marine hat oberste Priorität.“
Was bedeutet das für die Flotte? Mit ersten Funktionsnachweisen auf
See konnten seit Juli 2015 weitere wichtige Projektmeilensteine genom-
men werden, so der Projektleiter Fregatte 125 im BAAINBw, LTRDir Marc
Steffens, so dass die Ablieferung des Typschiffs für Mitte dieses Jahres als
sehr wahrscheinlich gilt. Als ein Großvorhaben der Bundeswehr wies der
bisherige Terminplan des Bauvorhabens kaum Projektstörungen auf: „Auf
diese könne man flexibel reagieren“, so Steffens weiter, und auf die Vorteile
eines strukturierten Risikomanagements setzen. Der Sonderbeauftragte
F125 beim Marinekommando, Kapitän zur See Christoph Mecke, verwies
auf die „besondere“ Komplexität des Bauvorhabens F125 und die damit
verknüpfte Nutzung von neuartigen Technologien der Industrie, die zu Die erste Besatzung der neuen Fregatten wurde
einem soliden Schiffsentwurf für die Flotte geführt hätten. Anfang Oktober 2014 in Wilhelmshaven aufgestellt.
Der Medientag vermittelte Antworten auf viele bislang unbeantwortete (Foto: STN)
Fragen: Warum verfügt die Fregatte über keine fest installierte (organische)
Sonaranlage? Wie wird der Eigenschutz gegen moderne Luftbedrohungen
gewährleistet? Als die Arbeitsgemeinschaft ARGE F125 vor fast einem manövrierende, im Überschall agierende Luftbedrohungen schützen?
Jahrzehnt den Vertrag über den Bau von vier Fregatten für die Deutsche Reicht die Ausstattung mit RAM (Rolling Airframe Missile) aus?
Marine erhalten hatte, gab es vielfach Kritik am Gesamtentwurf, am Viele dieser Kritikpunkte verhallten im Laufe der Jahre – mit der
Betriebskonzept, an der Einsatztauglichkeit. Kritiker beteuerten immer Erkenntnis, dass es sich bei der F125 um einen vollständig neuen
wieder, dass das Fehlen einer fest installierten Sonaranlage zu „gewis- Schiffstyp handelt. Dieser sei nicht zu vergleichen mit einem „Warfighter“
sen“ Verlusten bei der Überlebensfähigkeit des Schiffes führen könnte. wie die nächste Schiffsklasse, das Mehrzweckkampfschiff 180 (MKS
Bedenken wurden außerdem über den Verzicht einer Senkrechtstartanlage 180) – inzwischen auch als „F126“ bezeichnet. Ganz im Gegensatz dazu
für den Eigenschutz der Fregatte geäußert: Kann sich die Fregatte gegen umfassen die Hauptaufgaben der Fregatte die Seeraumüberwachung
Die erste Fregatte F125, BADEN-WÜRTTEMBERG
(hier während erster Funktionsnachweise auf See)
befindet sich in der Phase der Nutzungsvorbereitung
und soll Mitte 2017 an das BAAINBw abgeliefert werden.
(Foto: ARGE F125)