Page 58 - Wehrtechnik 01/2017
P. 58

56       I/2017                          Aus der Schweizerischen Eidgenossenschaft










              Diese Markterfolge bestätigen, dass die Qualität und die Erfahrungen im   bedeutet, die RAFALEs können im selben Flug für Luft­Luft, Luft­Boden,
            Ernstfall mit den RAFALEs die Besteller überzeugt haben. Von Vertretern   oder Aufklärung eingesetzt werden. Je nach Auftrag wird die Bewaffnung
            von Dassault war zu erfahren, dass die Verfügbarkeit der Maschinen in   festgelegt. Heute können Luft­Luft Lenkwaffen vom Typ  Matra/MBDA
            der französischen Armee bei hohen 95% liegt! Dies allein spricht für das   MICA dazu gehören. Für den Einsatz gegen Bodenziele steht dem RAFALE
            polyvalente, interoperable und flexible Flugzeug.     eine  vielseitige  Bewaffnung  mit  klassischen  Bomben,  lasergesteuerten
                                                                  Bomben wie die  Sagem AASM HAMMER und der Marschflugkörper
            Entwicklungsschritte seit 2009                        MBDA SCALP zur Verfügung. Die eingebaute 30 mm GIAT 30 DEFA
              Zusammen mit der französischen Armee hat Dassault für den Kampfjet   Kanone kann theoretisch 2.500 Schuss/Min. verschiessen. Geplant ist, ab
            RAFALE mehrere Phasen für dessen Weiterentwicklung festgelegt. Sie rei­  2018 die moderne Luft­Luft Lenkwaffe METEOR einzuführen.
            chen von F1 bis F5+MLU. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass die
            Maschinen nach der Auslieferung mindestens 40 Jahre im Einsatz stehen   Lange Lebensdauer
            werden. Bis zur Evaluation in der Schweiz wurden die Phasen F1 bis F3   Weiterentwicklung und Ausbau des komplexen Waffensystems
            (teilweise) umgesetzt.                                  finden laufend  statt.  Neue  technologische  Entwicklungen  müssen
              Inzwischen wurde F3­04T eingeleitet. Die Änderungen   werden in die     zusammen mit den Erfahrungen aus der Praxis berücksichtigt wer­
            laufende Produktionstranche vier eingebaut. Dieser Ent wick lungsschritt   den. Die Lebensdauer neuer Kampfflugzeuge wird wegen der für den
            beinhaltet den Einbau des AESA­Radars (Active Elec tronically Scanned   Bau eingesetzten Materialien immer länger. Die Franzosen gehen davon
            Array) auch für die Exportmaschinen. Der neue Radar ist in der fran­  aus, dass die im Einsatz stehenden RAFALEs pro Jahr und pro Maschine
            zösischen Armee seit Oktober 2012 eingeführt. Damit ist es möglich, im   bis zu 300 Stunden geflogen werden. Das würde bei einer angenommenen
            Luftkampf gleichzeitig zahlreiche Ziele in der Luft, auf grosse Entfernung,   Lebensdauer von 40 Jahren ein Total von 12.000 Flugstunden ergeben.
            in unterschiedlicher Höhe, bei jeder Wetterlage zu entdecken, automatisch                        Peter Jenni
            zu verfolgen sowie notfalls zu bekämpfen. Dieser neue Radar ermöglicht
            zudem, im Flugzeug elektronisch 3D­Karten des Geländes zu generieren.   Modernisierung der Luftverteidigungs-Radare
            Sie erlauben dem Piloten, im Blindflug in unbekanntes Gebiet zu fliegen,
            das auf normalen Karten nicht präzise genug erfasst ist.  Die  armasuisse hat  Thales  und Unterauftragnehmer  RUAG mit der
              Der neue  Thales AESA­Radar RBE2 ist kompatibel mit der vor der   Modernisierung des FLORAKO (Florida Radarersatz Radarluftlagesystem
            Einführung stehenden Lenkwaffe MBDA METEOR.           Kommunikationssystem) Programms beauftragt. Der Vertrag hat ein
              Zum Entwicklungsschritt F3­04t gehört das optronische Gerät 0SF. Es   Volumen von rd. € 74 Mio.. FLORAKO ist ein Schweizer Radarsystem für
            wurde von Thales entwickelt und ist im RAFALE integriert. Es erlaubt selbst   die Luftraumüberwachung der Militär­ und Zivilluftfahrt. Das FLORAKO­
            passiv (ohne Abstrahlung) das Entdecken und Verfolgen eines Zieles in   System wurde im Februar 2004 bei der Schweizer Luftwaffe eingeführt
            der Luft. Es wird ergänzt mit dem DDM­NG, das Lenkwaffen der neusten   und basiert auf den für Schweizer Anforderungen veränderte Version der
            Generation orten kann.                                Radarsysteme  Master­A  und  Master­M  der  Firma  Thales.  Lieferant  des
              Für die elektronische Kriegführung haben Thales und MBDA das   Systems  war  ThalesRaytheonSystems.  Das  FLORAKO­Radarsystem
            System SPECTRA entwickelt. Es bildet die Basis, um dem RAFALE eine   dient zur Luftverteidigung und besteht aus einem Primärradar in
            hohe Überlebensfähigkeit bei Bedrohungen Luft – Luft und Boden – Luft   Halbleitertechnik, einem Sekundärradar und Subsystemen zur Simulation.
            zu sichern. Das System bemerkt elektronische Aktivitäten in der Luft und   Das FLORAKO liefert 3D­Zielinformationen in Echtzeit, korreliert mit
            am Boden auf grosse Entfernung, kann die Quelle lokalisieren und erlaubt   Sekundärradar­Daten, über einen großen Erfassungsraum. Neben den
            dem Piloten, unverzüglich mit geeigneten Massnahmen zu reagieren.   Daten der FLORAKO­Radarstationen (vier Radar­Standorte auf den
            SPECTRA ermöglicht dem Piloten dank der im Flugzeug vorhandenen   Bergen Pilatus, Scopí, Weisshorn und Weissflue) können auch die Daten
            Datenbank, die Art der Bedrohung festzustellen.       der mobilen TAFLIR­Radaranlagen und die zivilen Skyguide­Radardaten
              Mit dem System Rover (Remotely Operated Video Enhanced Receiver)   in das FLORAKO­System eingespeist werden. Das System enthält auch
            kann sich die Besatzung des Flugzeugs mit den Bodenstationen und an­  das MIDS Link 16.
            deren Maschinen in der Luft mit Daten aller Art abhörsicher aus tauschen.   Mit der Modernisierung soll der Betrieb bis 2030 gesichert werden.
            Dazu gehört selbstverständlich auch der NATO­Standard Link 16.  Insgesamt wird es rd. 60 Monate benötigen, bis alle Maßnehmen abge­
              Das 2010 eingeführte Laser­Zielgerät DAMOCLES von Thales unter­  schlossen sind, dies beinhaltet eine zweijährige Entwicklungsphase, um
            stützt alle bekannten Laser­gelenkten Waffen. Es soll 2018 mit dem System   die Radare  an  die  aktuelle  Technologie  anzupassen.  Dabei  werden  ein
            TALIOS von Thales abgelöst werden. TALIOS bringt Verbesserungen be­  neues Radarsignal, eine neue Datenverarbeitung und eine Verbesserung
            züglich der Entfernungen in der Dunkelheit und am Tag.  des Antennensystems entwickelt.                                                                    AF
              Die französische Luftwaffe und die Marine haben entschieden, den
            RAFALE mit dem Hightechprodukt AREOS von Thales auszurüsten. Es
            dient der taktischen und strategischen Aufklärung aus grosser Höhe,
            Entfernung und bei hoher Geschwindigkeit.
              Nach heutiger Planung sollen allein für die französischen Streitkräfte
            225 RAFALEs gebaut werden. Die letzte Auslieferung soll im Jahr 2030
            stattfinden. Gegenwärtig werden pro Monat zwei Maschinen hergestellt.
                                                                                                       Ein Radar des
            Data-Fusion                                                                                FLORAKO-Systems.
              Das Zusammenführen und Aufbereiten der Daten verschiedener                               (Foto: Thales)
            Sensoren gehört auch beim RAFALE zum Standard. Diese sog. Data­
            Fusion erlaubt dem Piloten, sich auf die Erfüllung des Auftrages zu
              konzentrieren. Er erhält nur noch jene Informationen mitgeteilt, die zuver­
            lässig sind und die er für die Erfüllung des Auftrages braucht oder solche,
            die ihn am Weiterflug hindern könnten.

            Bewaffnung
              Der RAFALE ist in der Lage, eine Zuladung von insgesamt 9,5 t mit­
            zuführen. Je nach Auftrag variiert die Mischung der Bewaffnung. Das
                                                                                                                 wt
   53   54   55   56   57   58   59   60   61   62   63