Page 61 - Wehrtechnik 01/2017
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Ein von der Luftwaffe freigegebenes Bild eines deutschen
QRA-EUROFIGHTERS beim Rendezvous mit einer russischen
IL-20M COOT-A. Dieses Flugzeug dient der ELINT-Aufklärung
und besitzt seitlich je eine LOROP A-57P Kamera sowie
SIGINT Romb-4 Sensor, oben COMINT „Vishanya“ Systeme,
unter dem Rumpf ein IGIA-1 SLAR-Radar und hinten seitlich
„Kvadraht-2“ SIGINT-Sensoren.
(Foto: Lw)
QRA-Aufgabe sowie der Host Nation Support. Ämari AFB kann dazu bis und vorhandenen EUROFIGHTER der Tranche 2 und 3 eingebaut bzw.
zu 12 Kampfflugzeuge (max. 15) und vier Transportflugzeuge aufnehmen. nachgerüstet werden können. Der Vorteil des neuen Radars, es kann meh-
Es sollen aber weitere Stellflächen gebaut werden, um diese Anzahl zu rere Aufgaben gleichzeitig durchführen. So kann der Pilot den Luftraum
erhöhen. Außerdem können innerhalb von 24 Stunden bis zu 1.000 t Cargo oder den Boden auf Ziele absuchen und gleichzeitig mehrere Ziele iden-
sowie bis zu 2.000 Passagiere abgefertigt bzw. bewegt werden. Hinzu tifizieren oder bekämpfen. Auch soll die Reichweite deutlich höher und
kommt der QRA-Hangar für vier Maschinen sowie zwei Wartungshangars die Elektronischen Schutzmaßnahmen deutlich verbessert sein. Dazu
– einer davon ist aber sehr alt. Vor Ort können 750.000 l Treibstoff gelagert verfügt das Captor E-SACN über eine drehbare Antenne, die mit über
werden. 1.000 Sende-/Empfangsmodulen bestückt ist. Durch die Drehbarkeit wird
2016 wurden bis Mitte Dezember von Ämari aus 3.335 Flugoperationen der horizontale Sichtwinkel auf 200° erhöht. CAPTOR E-Scan hat die
aus geflogen, 214 Frachtflugzeuge, >1.100 t Fracht und >6.200 Passagiere Bodentests abgeschlossen und befindet sich seit Juli in den Flugtests. Die
abgefertigt. Luftfahrzeuge Kuwaits werden als erste direkt damit ausgestattet.
Die USA planen mit $ >24 Mio. stark in den Standort zu investieren. Damit Als Test bzw. Trainingseinsatz flog die Luftwaffe in Ämari auch schon mit
soll ein neuer Wartungshangar, ein Wohnheim mit >200 Schlafplätzen, ein Vollbeladung, d.h. sechs AMRAAM. Laut Aussage der Piloten konnte keine
Hot Cargo Pad, ein Treibstofflager und ein Staffel-Operations-Centre ge- Leistungsänderung am EUROFIGHTER festgestellt werden, das zusätzli-
baut werden. che Gewicht scheint keine Einschränkung mit sich zu bringen.
Die NATO und die USA führen von hier aus mittlerweile eine ganze Reihe
von Übungen durch, z.B. Luft-Boden-Schießen auf dem benachbarten Ausblick
Schießplatz, Massenabsprung von Fallschirmjägern, oder der Verbringung
von Bodenkräften. Häufige Gäste sind auch US-amerikanische Fairchild- Im Januar stand der nächste Wechsel an. Frankreich wird durch nieder-
Republic A-10 Thunderbolt II, sicherlich ein politisches Statement. ländische F-16 abgelöst, Deutschland bleibt in der Verantwortung. Nur das
Estland ist ebenfalls für den Auftrag Search & Rescue (SAR) zuständig. TLG 74 gibt den Staffelstab weiter an das Taktische Luftwaffengeschwader
Die Verfügbarkeit hängt aber auch von dem Wetter bzw. den Wellenhöhen 71 „Richthofen“ aus Wittmund. Die EUROFIGHTER-Maschinen bleiben
ab. Bis zu einer Höhe von 5 m soll ein Einsatz noch möglich sein, die der- aber vor Ort und werden ebenfalls weiter gegeben.
zeitige Wassertemperatur beträgt 4°C, deshalb müssen die Piloten immer Seit 2014 sind in Ämari fast ausschließlich EUROFIGHTER im Einsatz,
ihre Überlebensausrüstung anhaben. das wird wohl auch in Zukunft so sein. Und Deutschland, im Januar dann
mit dem 9. Durchgang, wird weiterhin einer der fleißigsten Truppensteller
Weiterentwicklung EUROFIGHTER sein. Der EUROFIGHTER hat seine Zuverlässigkeit und Einsatzbereitschaft
auch bei schwierigen Wetterbedingungen und in allen Klimazonen gezeigt
In Ämari schlägt sich der EUROFIGHTER sehr gut, alle sind zufrie- – hier Kälte und heftiges Schneetreiben und beim Nutzer Saudi-Arabien im
den. Dennoch hat er noch lange nicht seine volle Einsatzbereitschaft heißen und sandigen Klima.
erreicht. Durch eine Reihe fortlaufender Verbesserungsschritte werden Der EUROFIGHTER wird in Zukunft mehr denn je das Rückgrat der NATO
dem Flugzeug neue Fähigkeiten hinzugefügt, wobei derzeit die Test- Luftverteidigung in Europa bilden. Der Jet wird derzeit von sechs Nationen
und Integrationstätigkeiten für die METEOR, den präzisen Marsch- betrieben und ist von zwei weiteren bestellt (DEU, ITA/96 Stück bestellt,
flugkörper MBDA STORM SHADOW und die britische Präzisions- ESP/73, UK/160, AUT/15, Saudi Arabien/72, Oman/12 und Kuwait/28). Die
Panzerabwehrlenkwaffe BRIMSTONE durchgeführt werden. Die spanische Luftwaffe hat 143 Maschinen bestellt und bisher 125 erhalten, davon 44
Luftwaffe hat gerade eine digitale Variante der IRIS T in ihre EUROFIGHTER aus der Tranche 1, 68 Tranche 2 und 31 Tranche 3. wt
und F/A-18 integriert, und die AMRAAM wird in der Zukunft durch die MBDA
METEOR Rakete für große Entfernungen (Beyond Visual Range/BVR) er-
setzt werden. METEOR wird die Einsatzprüfung 2017 durchlaufen. Der EUROFIGHTER voll aufmunitioniert, zu sehen ist der Zusatztank,
Lenkflugkörper IRIS T kann entweder analog oder digital am Flugzeug inte- die Raytheon AMRAAM AIM-120 B sowie die DIEHL IRIS T (v.l.n.r.).
griert werden. Es handelt sich in beiden Fällen um den gleichen Flugkörper, Jedes Luftfahrzeug führt diese Konfiguration unter jeder Tragfläche mit sich.
dessen Leistungsvermögen durch verbesserten Datenaustausch über die (Foto: Lw/Timmig)
digitale Schnittstelle zwischen Flugzeug und Flugkörper gesteigert wird.
Um die digitale Schnittstelle des IRIS-T-Lenkflugkörpers nutzen zu kön-
nen, ist eine Softwaremodifikation am Flugzeug erforderlich.
Mit den Integrationen erhält der EUROFIGHTER nach und nach seine
Mehrrollenfähigkeit. Mit dem Projekt CENTURION überträgt die UK Royal
Air Force gerade die Fähigkeiten des TORNADO auf den TYPHOON –
Abschluss bis Ende 2018. Ein Teil davon sind die Integration von STORM
SHADOW und BRIMSTONE (für Close Air Support). Auch die Luftwaffe
wird BRIMSTONE erhalten, die Auswahlentscheidung dazu ist 2016
gefallen. Ebenfalls der Luftwaffe angeboten wird der Effektor mittlerer
Reichweite (bis 100 km) MBDA SPEAR 3, der ebenfalls zur BRIMSTONE-
Familie gehört.
Ein weiterer wichtiger Schritt wird die Integration des CAPTOR E-Scan
Radars sein. Dabei handelt es sich um ein sog. Active Electronically
Scanned Array Radar System (AESA), mit dem der EUROFIGHTER noch
besser und weiter “gucken” und seine Waffen steuern kann. Ausführender
Unterauftragnehmer ist das Euroradar-Konsortium (BAE Systems,
Airbus Defence & Space und Selex ES). Das System soll in alle neuen