Page 52 - Wehrtechnik 01/2017
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werden. Der zweimotorige Hubschrauber mit Digitalcockpit und vier-
achsigem Autopiloten kann auch unter sehr rauhen Bedingungen über
See eingesetzt werden und schafft dank Zusatztanks 560 km Reichweite.
Der mit Winde, aufblasbarer Notschwimmeranlage (Flotation Gear) und
HF-Funkanlage ausgerüstete Hubschrauber ist auch für den Betrieb
mit Nachtsichtbrillen tauglich. Die von älteren SUPER PUMA erfahre-
nen Besatzungen des 802. Geschwader/Rettungszentrum Canarias in
Gando auf Gran Canaria brauchen dem Vernehmen nach nur eine kur-
ze Einweisung. Sie sind aber Luftwaffenangehörige. Die spanischen
Marineflieger Flotilla de Aeronaves de la Armada Espana (FLOAN) be-
treiben selbst vier Hubschraubereinheiten, u.a. mit (veralteten) SH-3 SEA
KING sowie sechs Hughes 500M und acht AB212. Neuste Zugänge sind
zehn Sikorsky SH-60F SEAHAWK.
Malta erhielt dritten AW139
Die kleinen Streitkräfte Malta’s (AFM) betreiben keine eigenen
Marineflieger, die Hubschrauberstaffel ihres Air Wing erhielt aber am
20. Dezember den dritten auch für Einsätze über See ausgestatteten
AW139. Teilfinanziert von der EU, lösen die AW139 die betagten ex-
libyschen Alouette-III ab. Sie sind mit vier Schwimmern, hochauflösen-
den Wärmebildkameras, Such- und Wetterradar, Suchscheinwerfern,
Satelliten navigation und Seilwinde ausgestattet. Die Reichweite liegt bei
etwa 900 km.
Polen tritt von H225M zurück Das ‚Flugdeck‘ des NFH-90 mit seinen fünf 8x8in Farb-Flüssigkeits-
kristall-Bildschirmen ist auch Nachtsichtbrillen (NVG) tauglich.
Airbus Helicopters musste 2016 hinnehmen, dass eine neue pol- (Foto: NH-Industries)
nische PiS-Regierung vom Kauf von 50 H225M CARACAL (EC725) –
bereits im Dienst in Frankreich und Brasilien – für Marineeinsätze und
Transportaufgaben wieder Abstand nahm. Im April 2015 ausgewählt, Die Royal Danish Navy (RDN) ist nach Australien der zweite Exportkunde
wären ab 2017 eine Endmontagelinie in Lodz, der Ausbau eines für den MH-60R oder ROMEO-HAWK, welcher ursprünglich für die US
Ingenieurzentrums auf 100 Arbeitsplätze sowie Gegengeschäfte von Navy entwickelt wurde. Neben Sikorsky waren Raytheon und CAE
100% des Kaufpreises von €2,3 Mrd. und sogar Exportrechte inklu- (Simulatoren) maßgeblich an dem Programm beteiligt. 2010 unter NFH-90,
diert gewesen. Nun hieß es letzten Oktober – fast erwartbar – vom AW159 und AW101 MERLIN ausgewählt, wurden – Dänemark ist nicht in
Warschauer Wirtschaftsministerium, Airbus hätte kein zufriedenstellen- der EDA – 12 via FMS-Beschaffung abgefragt und ab 2012 letztlich neun
des Angebot vorgelegt bzw. seien die Positionen so weit auseinander, um $ 686 Mio. als Ersatz für sieben alternde LYNX Mk.90B bestellt. Im
dass der Verhandlungsprozess nicht zum Ziel führen könne. PiS hatte Oktober 2015 wurde die erste Maschine in New York von der US-Navy
den Auftrag schon im Wahlkampf kritisiert. Wie es mit dem polnischen für Dänemark akzeptiert, im Juni 2016 wurden die ersten drei via Boeing
Hubschrauberprogramm nun weitergeht ist unklar, wahrscheinliche C-17 geliefert und folglich in Dienst gestellt. Bis 2018 sollen alle bei der
Kandidaten für eine Neuauflage sind AW149 von LEONARDO und S-70i Escadrille 723 in Karup für Seeüberwachung, Schiffsbekämpfung sowie
von Sikorsky. Beide Firmen haben mit PZL Swidnik und PZL Mielec Such- und Rettungsdienste in Dienst stehen. Zwischenzeitlich haben AW-
Tochterfirmen in Polen, trotzdem sind eine weit geringere Stückzahl und 101 MERLIN der dänischen Luftwaffe auch dänische Fregatten beübt.
deutlich weniger Wertschöpfung zu erwarten.
Russland’s Marine bleibt Koaxialprinzip treu
Griechenland und Dänemark setzen auf US-Produkt
Trotz oder neben der jüngsten massiven Abkühlung zwischen Moskau
Ein Beispiel für die gemischte Nutzung von europäischen wie amerika- und dem Westen bleibt Russland letztlich eine (auch) europäische Macht.
nischen Mustern ist die griechische Marine (Polemikó Naftikó). Sie hat seit Und jüngst sind russische Marineflieger an der Peripherie Europas wie-
1998 acht Sikorksy S-70B-6 AEGEAN HAWK und seit 2007 drei weitere der verstärkt unterwegs, vom Baltikum bis zum östlichen Mittelmeer. In
S-70B im Dienst, gestützt auf die vier Fregatten MEKO 200HN und be- deren Hubschraubersegment gibt es dennoch keine echten Neuerungen.
waffnet mit der Kongsberg PENGUIN AGM-119 Anti-Schiffslenkwaffe. Obwohl der S-70-ähnliche Hubschrauber Kamow Ka-60 seit 2003 zer-
Das 1. Geschwader in Marathon fliegt zudem noch sieben AB212ASW, tifiziert ist, kam es zu keiner Produktion. Die altbekannten Kamow
mit dem – ähnlich der italienischen Version – charakteristischen Topfradar Ka-27/28/29 und -31 mit charakteristischem Koaxialrotor und Doppel-
oberhalb der Kabine. 12 Aerospatiale (heute Airbus) AS332C1 SUPER Endscheibenleitwerk durchlaufen seit letzten September ein langwieriges
PUMA L der griechischen Luftwaffe sind ebenfalls mit Ausrüstung zu Modernisierungs- und Überholungsprogramm beim KUMAPE-Werk des
Einsätzen über See bzw. mit RBR1500B Suchradar ausgerüstet. Staats-Konglomerats Russian Helicopters in Kumertau. Der seit 1981
primäre Marine- und ASW-Hubschrauber Ka-27PL (NATO: Helix-A) war in
einer neuen Version Ka-27M von 2013 bis 2015 in Operationstests, aus-
gerüstet mit neuem Radar und angeblich integrierter Zvezda Kh-35U Anti-
Schiffslenkwaffe (NATO: AS-20 KAYAK) mit GLONASS-Sat-Steuerung
und 260 km Reichweite. Zunächst 22 von 46 KA-27 sollen bis 2018 auf
M-Standard modernisiert werden. Ka-28 und Ka-31 sind ASW- bzw.
Frühwarn-Exportversionen z.B. für Indien und China, Ka-31 trägt ein ein-
klappbares Frühwarnradar. Zum Unterschied zur Ka-29, einer 59mal ge-
bauten Variante für die russische Marineinfanterie, gibt es für Ka-31 aber
keine heimische Beschaffung. Kamow’s Chefdesigner S. Mikheew hat
anstatt – ohne Zeitangabe – eine ganz neue Hubschraubergeneration an-
gekündigt, aber ebenfalls auf Basis der Koaxialtechnik.
Zumindest punkto großer Ankündigungen ‚kommender Generationen‘
sind Gemeinsamkeiten zwischen Ost und West doch erfrischend auffällig.
wt
f Seit 1981 der Standardhubschrauber der russischen Marine,
der Kamow Ka-27, hier in der SAR-Ausführung vor der jüngsten ‚Abkühlung‘
bei einer multinationalen SAR-Übung im Schwarzen Meer.
(Foto: OSZE)