Page 22 - Wehrtechnik 05/2017
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Oberstleutnant i.G. Torsten Ickert
Logistik Spezial der Bundeswehr stabilisierenden Operationen
Weiterentwicklung des Logistischen Systems
optimiert und ausgerich-
Logistische
worden.
tet
Fähigkeiten wurden in hier-
für notwendiger Quantität
bereitgehalten und ganz
bewusst durch Leistungen
1
Dritter dort ergänzt, wo es
effektiv und effizient mög-
lich ist. Nach den Vorgaben
des Weißbuches 2016 ist die
Bundeswehr allerdings künf-
tig so aufzustellen, dass sie
auch die anspruchsvollste,
aufwändigste Aufgabe LV/
BV gleichrangig bewälti-
gen kann. LV/BV und hierzu
gleichzeitig zu erfüllende
nationale Verpflichtungen
(z.B. Nationales Risiko-
und Krisenmanagement,
Cybersicherheit/-verteidi-
gung) bestimmen die künf-
tige „Grundaufstellung“ der
(Abb. 1 – Grafik: BMVg FüSK II 4) die Weiterentwicklung der
Bundeswehr und damit auch
Bundeswehrlogistik.
Aus der Grundaufstellung
heraus müssen auch wei-
terhin Einsätze im Rahmen
des IKM unterstützt werden
können. Die Logistik der
Bundeswehr muss also künf-
Ein erfolgreicher Wirkverbund stellt sich den aktuellen Herausforderungen tig so aufgestellt sein, dass auch sie aus einem Single Set of Forces so-
und Entwicklungen für eine zukunftssichere logistische Unterstützung wohl LV/BV als auch IKM unterstützen kann (Multifunktionalität).
der Bundeswehr. Der Autor ist Oberstleutnant i.G. Torsten Ickert, BMVg Damit Truppenverbände in einem geschlossenen Systemverbund
FüSK II 4 wirken können, kommt es auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen
einerseits „Kämpfern“ und andererseits „Unterstützern“ aus allen an-
Das Logistische System der Bundeswehr (LogSysBw) ist ein Verbund deren Organisationsbereichen der Bundeswehr an (Kohärenz des
von Leistungserbringern, die in einem bundeswehrgemeinsamen Ansatz Kräftedispositivs), wobei der „logistische Footprint“ hierfür angemessen
und unter Einbindung gesicherter externer Leistungen den logistischen sein soll. Dies kann zur Folge haben, dass eine Erhöhung logistischer
Bedarf im In- und Ausland, in Einsätzen, Missionen sowie Übungen Kräfte und Mittel erforderlich wird, um die in den vergangenen Jahren voll-
decken. Damit leistet das LogSysBw einen nachhaltigen und verlässlichen zogene starke Reduzierung der Logistik auszugleichen. Entsprechende
Beitrag zur Sicherstellung der Einsatzfähigkeit und Einsatzbereitschaft im Untersuchungen wurden initiiert und dauern an. Dabei gilt es, wegen der
gesamten Spektrum der Aufträge und Aufgaben der Bundeswehr. Es trägt begrenzten Ressourcen weiterhin innovative Lösungen für den Auf- bzw.
damit tagtäglich essentiell zur sicherheitspolitischen Handlungsfähigkeit Ausbau logistischer Fähigkeiten zu finden.
Deutschlands bei. Eine einfache Rückkehr zu den Rezepten des Kalten Krieges ist auf
Vor dem Hintergrund sich verändernder Rahmenbedingungen ist es Grund des heutigen Charakters der LV/BV also wenig zielführend. Vor
jedoch erforderlich, die Logistik der Bundeswehr weiterzuentwickeln und allem liegt die militärische Konfrontationslinie nicht mehr entlang der in-
zukunftsfähig zu machen. Hierfür wurde ein umfassendes Projekt initiiert. nerdeutschen Grenze sondern an den Außengrenzen der NATO. Dies stellt
die Logistik vor andere Herausforderungen als noch zur Zeit des Kalten
Krieges.
Ein einfaches Zurück zu den Rezepten
des Kalten Krieges geht nicht LV/BV bedeutet veränderte Anforderungen
Das sich verändernde sicherheitspolitische Umfeld führte zu neuen an die Logistik
Zielvorgaben für die Bundeswehr (Level of Ambition), auf die sich auch
ihre Logistik einstellen muss. Im Weißbuch von 2016 ist niedergelegt, die Die Logistik der Bundeswehr muss für LV/BV befähigt sein, eigene und
Aufgaben der Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) wieder stärker u.U. auch verbündete Kräfte unter den Rahmenbedingungen hybrider
in den Fokus zu nehmen und die Kräfte und Mittel der Bundeswehr da- Konfliktaustragung zu unterstützen.
ran auszurichten. Neben bündnissolidarischen bzw. rückversichernden Hierbei ist zu beachten, dass in einem LV/BV-Szenario eigene, auch
Maßnahmen wie enhanced Forward Presence (eFP) oder enhanced NATO größere Truppenkörper ohne Kontingentwechsel zeitgleich zu verlegen
Response Force (eNRF) inkl. der Very High Readiness Joint Task Force und innerhalb des gesamten Bündnisgebietes logistisch zu versorgen
(VJTF) bleiben weiterhin Aufgaben des Internationalen Krisenmanagements sind. Im Gegensatz dazu beginnen Einsätze im Rahmen des IKM zumeist
(IKM) und der Partnerschaft und Kooperation im Auftragsportfolio der zeitlich gestaffelt, Kontingente rotieren regelmäßig und operieren weltweit,
Bundeswehr enthalten. aber in räumlich getrennten Gebieten.
Das LogSysBw ist mit seinen Strukturen, Verfahren, materiel- Sicherheitspolitische Situationen, die Maßnahmen der LV/BV erforder-
ler Ausstattung und Ausbildung auf die weltweite Unterstützung von lich machen, geben kaum Zeit für einen langen planerischen Vorlauf. Die