Page 27 - Wehrtechnik 05/2017
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            Aufträge und Aufgaben der Bundeswehr und trägt somit zur politischen Handlungsfähigkeit
            Deutschlands bei.

            Vorhandene Kräfte und Fähigkeiten reichen für
            die Gleichgewichtung LV/BV und IKM nicht aus

              In den vergangenen 20 Jahren wurde das LogSysBw hinsichtlich seiner Strukturen, Verfahren,                   Logistik Spezial
            materiellen Ausstattung und der Ausbildung auf die wirtschaftliche weltweite Unterstützung
            stabilisierender Operationen optimiert und ausgerichtet. Logistische Fähigkeiten wurden mit
            entsprechend notwendiger Quantität bereitgehalten und ganz bewusst durch Leistungen
            Dritter ergänzt. Militärische logistische Fähigkeiten wurden konsequent reduziert.
              Vor dem Hintergrund der veränderten und sich weiter verändernden sicherheitspoliti-
            schen Lage hat sich der Schwerpunkt der logistischen Planer des Bundesministeriums der
            Verteidigung (BMVg) und des Logistikkommandos der Bundeswehr auf die Befähigung des
            LogSysBw zur logistischen Unterstützung eines großen Kräftedispositives  im Rahmen der
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            Landes- und Bündnisverteidigung hin entwickelt. Auch wenn im Sinne der Gleichgewichtung
            der Aufgaben weiterhin Einsätze der Bundeswehr im internationalen Krisenmanagement sowie
            der Betrieb der Bundeswehr im In- und Ausland unterstützt werden können soll .
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              Die aktuell vorhandenen Kräfte und Fähigkeiten des LogSysBw reichen für den neuen
            Auftrag nicht aus. Speziell beim Thema Ausstattung und Ausrüstung ist die Lage, bezogen auf
            die Gleichgewichtung von Einsätzen im Rahmen LV/BV, angespannt. Aber auch beim Personal
            gibt es vor diesem Hintergrund Handlungsbedarf.
              Gerade dieses Thema stellt die Bundeswehr wie auch die deutsche Wirtschaft vor
            Herausforderungen. Die demographische Entwicklung in Deutschland bringt eine wachsen-
            de Konkurrenz um geeignetes Personal mit sich. Um in dieser Situation wettbewerbsfähig zu
            bleiben, liegt das Augenmerk nicht nur der Streitkräfte auf der Personalgewinnung und -ent-
            wicklung. Jedoch gilt es, die Konkurrenzsituation mit der Wirtschaft nicht weiter zu verstär-
            ken, sondern vielmehr im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Wirtschaft
            Projekte zu entwickeln, die zu einer Win-Win-Situation führen. Neben anderen werden hierzu
            im Gesprächsforum „Klausur SKB und Wirtschaft“ gerade auch solche Kooperationskonzepte
            diskutiert.
              In einer umfassenden Betrachtung gilt es zu untersuchen, wie das LogSysBw zur
            Bewältigung der neuen Aufgaben befähigt werden kann. Es wird deutlich, dass im Vergleich
            zu den Domänen Führung, Aufklärung und Wirkung überproportional in die unterstützenden
            Fähigkeiten der Bundeswehr investiert werden muss.
              Ebenso klar ist jedoch auch: Ein einfaches Zurück zu den Rezepten des Kalten Krieges ist
            auf Grund des heutigen Charakters der Landes- als Bündnisverteidigung nicht sinnvoll. Am
            Beispiel der strategischen Verlegung wird dies deutlich. Wären Deutschland und die NATO
            in der Vergangenheit an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu verteidigen gewesen,
            wird es nun darum gehen, deutsche und multinationale Verbände an den äußeren Rand des
            Bündnisgebietes zu verlegen und dort durchhaltefähig logistisch zu unterstützen. Deutschland
            wird damit auch Transitnation und muss entsprechende Aufgaben für alliierte Partner überneh-
            men. Dies ist für uns eine neue Dimension, die planerisch und konzeptionell gestaltet werden
            muss. Darüber hinaus gilt es, ein europäisches logistisches Netzwerk aufzubauen, das glei-
            chermaßen den Anforderungen strategischer Verlegungen im Rahmen von NATO-Operationen
            sowie den Bedarfen weltweiter EU-Missionen gerecht wird. Das LogSysBw steht daher vor
            tiefgreifenden Herausforderungen und Veränderungen.

            Das Projekt WE LogSysBw

              Vor dem Hintergrund der beschriebenen Notwendigkeit zur Optimie rung, Anpassung und
            Weiterentwicklung des LogSysBw wurde durch Staatssekretärin Dr. Katrin Suder das Projekt
            zur „Untersuchung der Weiterentwicklung des Logistischen Systems der Bundeswehr“ (Projekt
            WE LogSysBw) unter operativer Leitung von Generalmajor Volker Thomas, Kommandeur des
            Logistikkommandos der Bundeswehr und General Bundeswehrlogistik, ins Leben gerufen.  In
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            einer ganzheitlichen Betrachtung des Logistischen Systems der Bundeswehr sollen Prozesse/
            Verfahren, Strukturen, Schnittstellen, Integration von Leistungen Dritter, Kooperationen mit
            der gewerblichen Wirtschaft sowie die erforderliche IT-Unterstützung untersucht werden. Das
            Projekt umfasst eine Analyse der Leistungsfähigkeit des Logistischen Systems und berücksich-
            tigt die aktuellen Einsätze ebenso wie die zusätzliche und gleichrangige Aufgabe der Landes-
            und Bündnisverteidigung.
              Dabei werden die ministeriellen Vorgaben zum Fähigkeitsspektrum der Bundeswehr, aktuelle
            technische Entwicklungen, wie z.B. 3D-Druck, und die Demographie in Deutschland berück-
            sichtigt. Ziel des Projektes ist es, die komplexen Zusammenhänge einer modernen, effizienten
            und effektiven Logistik der Bundeswehr sichtbar und beherrschbar zu machen, um sie abge-
            stimmt mit allen relevanten Akteuren für aktuelle und zukünftige Aufgaben der Unterstützung
            der Bundeswehr zu befähigen.
            Durch den umfassenden Charakter des Projektansatzes wird die gesamte Logistik der
            Bundeswehr auf den Prüfstand gestellt. Es gilt,
            •  den Umfang der benötigten Logistik zu analysieren,
            •  die gesamte Leistungserbringung über alle Organisationsbereiche der Bundeswehr hinweg
              inkl. ihrer Schnittstellen zu optimieren und
            •  neben dem Aufwuchs rein militärischer Leistungserbringer ebenso verstärkt nicht-aktive mil-
              itärische Leistungserbringer oder Dritte Leistungserbringer (Gewerbliche Wirtschaft, multina-
              tionale Partner, Support einer Host Nation) einzubinden.
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