Page 23 - Wehrtechnik 05/2017
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            im Readiness Action Plan (RAP) für die gesamte NATO festgelegten ab-  Grad an Automatisierung, Hybridisierung und Digitalisierung auch vor der
            gestuften Reaktionszeiten von 2 bis 7 Tagen für die ersten Kräfte und von   Bundeswehrlogistik keinen Halt machen. Darauf müssen sich nicht nur die
            bis zu 180 Tagen für die Folgeverbände sind ebenfalls in der Bundeswehr   Kräfte, Mittel und Verfahren der Logistik einstellen, diese Trends werden
            durch eine adäquate logistische Unterstützung zu gewährleisten.   auch den Erhalt und die Weiterentwicklung des LogSysBw zunehmend
              Kräfte, Mittel und Verfahren der Logistik müssen daher so ausgerich-  beeinflussen.
            tet sein, dass sie im Einsatzgebiet schnell ihre Wirkung entfalten können   Auch weitere aktuell laufende Optimierungsvorhaben im Geschäfts-
            und darüber hinaus flexibel und hoch beweglich der Gefechtsführung fol-  bereich des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg), wie z.B. die
            gen können. Logistik muss sich dazu bruchfrei in einen Systemverbund,   Untersuchungen der Taskforce Drehflügler, bleiben nicht ohne Auswirkung   Logistik Spezial
            z.B. Brigade oder Division, einfügen. Neben der Integration in den   auf die künftige Ausgestaltung des LogSysBw. Dabei wird eine  stärkere
            Kommunikationsverbund ist die Kompatibilität zu den seit Jahrzehnten in   Einbindung vertraglich gesicherter gewerblicher Leistungen   unter An-
            der Logistik etablierten Business Warehouse Systemen (im Schwerpunkt   wendung leistungsbasierter Verfügbarkeitslösungen  untersucht. Durch
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            SASPF) ein Schlüsselfaktor. Die Abwehr der mit der Digitalisierung einherge-  die Umsetzung solcher Lösungen erfolgt eine Übertragung   logistischer
            henden Cyber-Gefahren gewinnt an Bedeutung, um die Funktionsfähigkeit   Leistungsbestandteile der Bundeswehrlogistik an die gewerbliche Wirt-
            des LogSysBw weiter zu erhalten.                      schaft. Dies bedingt in mehrfacher Hinsicht zusätzliche Schnittstellen
              Eine neue Aufgabe, auch für das LogSysBw, tritt im Zusammenhang   im LogSysBw, die es abzustimmen und zu regeln gilt, damit das
            mit LV/BV durch die entfallene „Frontlage“ Deutschlands hinzu: Die   Gesamtsystem sowohl im Grundbetrieb als auch im Einsatz bruchfrei
            Bun des wehr wird bei bündnissolidarischen Maßnahmen wie eFP   funktioniert.
            Truppen verlegungen Alliierter, vor allem aber in einem LV/BV-Szenario
            Unterstützung für Bündnispartner durch Host Nation Support leisten
            müssen. In Deutschland nicht mehr an der „Front“ zu liegen, schützt  Erste Ableitungen für eine ganzheitliche
            bei hybriden Konflikten nicht vor gegnerischen Aktionen. Dies wird bei   Weiterentwicklung des LogSysBw
            der Ausgestaltung der zukünftigen Logistik, z.B. der Planung der Muni-
            tionsbevorratung, zu berücksichtigen sein.              Die zuvor beschriebenen Herausforderungen müssen durch eine um-
              Daneben existieren weitere Trends, die bei der Weiterentwicklung des   fassende und ganzheitliche Analyse des LogSysBw hinsichtlich daraus
            Logistischen Systems der Bundeswehr nicht ignoriert werden können.   abzuleitender erforderlicher Anpassungen betrachtet werden. Hierfür
                                                                  wurde durch die Leitung des BMVg  das Projekt „Untersuchung zur
                                                                  Weiterentwicklung des Logistischen Systems der Bundeswehr“ (Projekt
            Die Refokussierung auf LV/BV                          WE LogSysBw) beauftragt. Der Kommandeur des Logistikkommandos
                                                                  der Bundeswehr hat als General der Bundeswehrlogistik die Projektleitung
            ist nicht die einzige Herausforderung                 übernommen und bindet alle OrgBer intensiv ein.
                                                                    Durch den ganzheitlichen Charakter des Projektansatzes (vgl. Abb. 2)
              Der zunehmende Fachkräftemangel, der sich aus der aktuellen de-  wird das gesamte LogSysBw mit Blick auf den veränderten Level of
            mographischen Entwicklung ergibt, stellt das LogSysBw vor eine   Ambition  auf  den  Prüfstand  gestellt.  Die  bereits  identifizierten  Hand-
            Herausforderung. Hiermit wird nicht nur die Bundeswehr konfrontiert, son-  lungsfelder lassen sich drei Betrachtungsebenen zuordnen:
            dern auch ihre externen Leistungserbringer.           •  Optimieren auf Grund von Erkenntnissen aus den großen Einsatzgebieten
              Mit den „Neuen Trends“, die unter den Stichworten „Internet der   (z.B. KFOR oder ISAF);
            Dinge“ und „Industrie 4.0“ Schlagzeilen machen, wird der zunehmende   •  Anpassen an die Erfordernisse kleinerer und zahlreicher Einsätze;
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