Page 24 - Wehrtechnik 05/2017
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Wertschöpfungsketten ge-
Logistik Spezial gistische Reaktionsfähigkeit
währleisten. Darüber hinaus
stehen auch Überlegungen
im Raum, ob eine hohe lo-
durch
liche
vertrag
z.B.
Be-
mit
Vereinbarungen
reit haltungs kom po nen ten,
eine
Vor ausstationierung
von Material oder die Wie -
dereinführung
nisch-logistischen Not ver-
fahren bei LV/BV erreicht
werden kann. von tech-
Bei der Beantwortung die-
ser beiden Fragestellungen
sollten nachfolgende Punkte
für eine bedarfsgerechte
Aus gestaltung des zukünf-
tigen LogSysBw eine Rolle
spielen:
Eine adäquate Einsatz-
(Abb. 2 – Grafik: BMVg FüSK II 4) zutage ohne eine Beteiligung
unterstützung ist schon heut-
der gewerblichen Wirtschaft
nicht mehr denkbar. Zu hin-
terfragen ist, ob dies bei ei-
nem LV/BV-Szenario bruch-
frei und derart umfänglich
möglich ist. Daher wird die
Bundeswehr für Fälle, in de-
• Konsequente Weiterentwicklung hinsichtlich der Fähigkeiten LV/BV bzw. nen Leistungen Dritter noch nicht oder bei bestimmten Bedrohungslagen
der Grundaufstellung. nicht mehr zur Verfügung stehen, (begrenzte) Fähigkeiten als militärische
Rückfallposition vorhalten müssen.
Erste konkrete Optimierungsmaßnahmen wurden mit den Trendwenden Durch eine intelligente Verknüpfung von Reserve- und Kooperations-
Material und Personal angestoßen. Bisherige Einsatzerfahrungen zeig- modellen mit der zivilen Wirtschaft, nicht nur zur Sicherstellung von
ten z.B. ein Defizit an Umschlag- und Transportfähigkeiten in den mobi- Leistungen zur Unterstützung von LV/BV, können neue personelle
len Logistikkräften der SKB auf, weshalb bereits begonnen wurde, de- Potentiale erschlossen werden, welche bereits im Grundbetrieb sowohl die
ren Kapazitäten zu erweitern. Diese ersten Fortschritte setzen positive Knappheit an Fachkräften mitigieren, als auch neue Kooperationsformen
Signale. Sie dürfen jedoch den Blick nicht trüben, denn damit sind die und Arbeitsteilungen begründen könnten.
Herausforderungen der LV/BV, der demographischen Entwicklung und Die bereits erwähnten leistungsbasierten Verfügbarkeitslösungen und
der, trotz eingeleiteter Trendwende, weiterhin begrenzten finanziellen Leistungs-vereinbarungen mit der Wirtschaft haben Auswirkungen auf die
Ressourcenlage noch nicht beantwortet. Funktionsfähigkeit des LogSysBw. Im Zuge der weiteren Ausgestaltung
solcher Lösungen muss die Beurteilungs- und Steuerungsmöglichkeit
Für die Untersuchung und Weiterentwicklung der Logistik ergeben sich für die Bundeswehr erhalten bleiben. Dabei geht es ebenfalls um die
zwei zentrale Fragen: Kompatibilität von „ausgelagerten“ Leistungen zu den etablierten und
1. Wie wird der notwendige logistische Bedarf für LV/BV, IKM standardisierten Prozessen und Verfahren in der Bundeswehrlogistik.
und alle weiteren Aufträge in der Zukunft gedeckt? Es ist anzunehmen, dass für eine logistische Unterstützung von grö-
Im Kern geht es hier zunächst um die Analyse und Bestimmung des ßeren Truppenverbänden im Rahmen LV/BV die aktuell verfügbaren
logistischen Bedarfes im gesamten Aufgabenspektrum und im Weiteren Kräfte und Mittel in den aktiven logistischen Einheiten und Verbänden der
um die Aufteilung dieses „logistischen Kuchens“ innerhalb des logis- OrgBer nicht ausreichen werden. Deshalb wird die Logistik Forderungen
tischen Wirkverbundes von aktiven militärischen Leistungserbringern, auch an die Reserve formulieren müssen, die es vor allem nicht-aktiven
nicht-aktiven militärischen Leistungserbringern, Beiträgen aus den Einheiten ermöglichen bei Bedarf aufzuwachsen. Bei der Ausgestaltung
Ressourcenbereichen Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der künftigen logistischen Fähigkeiten und des Leistungsvermögens des
(IUD) und Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (AIN) sowie ge- LogSysBw ist zudem relevant, eine ausgewogene Balance zu den anderen
werblichen und multinationalen Leistungen. Dabei wird untersucht, wel- Fähigkeitsdomänen Führung, Aufklärung und Wirkung zu erreichen.
che der genannten Leistungserbringer welche Leistung bzw. Anteil daran Eine effektive, bedarfsgerechte logistische Unterstützung bleibt der
überhaupt und in der Folge am effektivsten und effizientesten bereitstel- Anspruch
len können. Dabei sind politische, wirtschaftliche und ressortspezifische Das LogSysBw ist ein etabliertes und erfolgreiches System, welches
Interessen oder Vorgaben zu berücksichtigen. bisher eine effektive und womöglich effiziente sowie gleichsam bedarfsge-
rechte logistische Unterstützung im Grundbetrieb und im Einsatz sicher-
2. Wie werden erforderliche Leistungen bedarfsgerecht gestellt hat. Aktuelle sicherheitspolitische Anforderungen, insbesondere
durch das LogSysBw erbracht? solche, die sich aus einer LV/BV nach neuerem Verständnis ergeben sowie
Hierbei geht es nicht nur um die bloße Verortung von Leistungserbringern aktuelle Entwicklungen wie „Neue Trends“, Verfügbarkeitslösungen oder
sondern insbesondere auch deren Schnittstellen im Wirkverbund aus der demographische Tendenzen erfordern eine konsequente und zukunftssi-
Perspektive einer ganzheitlichen Leistungserbringung. Dabei spielt einer- chere Weiterentwicklung der Logistik. Erste Ableitungen konnten identifi-
seits eine Rolle, welche Optimierung von Zusammenarbeitsbeziehungen ziert werden. Das Projekt zur Weiterentwicklung des LogSysBw wird, un-
erforderlich ist, andererseits müssen Lösungen entwickelt werden, wie ter Einbindung aller OrgBer, entscheidende Impulse für die Zukunfts- und
Leistungen im Eventualfall eines Einsatzes im Rahmen LV/BV verlässlich Leistungsfähigkeit der Logistik in der Bundeswehr setzen. In den kom-
erbracht werden können. Dabei sollen strukturell bestehende und abge- menden zwei Jahren werden die Weichen dafür gestellt, die Realisierung
stimmte Zuständigkeiten in der Bundeswehr grundsätzlich nicht verändert der daraus abzuleitenden Maßnahmen wird darüber hinaus andauern.
werden. wt
Es stehen also vor allem Handlungsfelder im Mittelpunkt der Betrach-
tungen, welche die Zusammenarbeit mit der zivilen Wirtschaft thematisie- 1 Hierzu zählen Beiträge der gewerblichen Wirtschaft, der Gastgebernation,
ren, die Optimierung der Schnittstellen zwischen OrgBer behandeln, die verbündeter Streitkräfte sowie der Agenturen der NATO/EU.
Grundaufstellung der organischen Logistik inklusive der Lagereinrichtungen 2 Leistungsbasierte Logistiklösungen sind unter dem Begriff Performance
betreffen oder eine durchgängige Steuerung der logistischen Based Logistics (PBL) derzeit intensiv in der Diskussion.